Deutsch-Israelischer Jugendkongress 2015 „Celebrating 50 Years of Diplomatic Relations and 60 Years of Youth Exchange“

Vier Frauen, zwei formen jeweils ein Herz

Der zweiteilige deutsch-israelische Jugendkongress 2015 in Deutschland und Israel war die zentrale Veranstaltung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Das Jubiläum markiert zugleich 60 Jahre deutsch-israelischer Begegnungsarbeit im Jugendaustausch. Der Jugendkongress wurde realisiert durch ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch und die Israel Youth Exchange Authority (IYEA).

Teil I: Deutschland Workshops, Paneldiskussionen, Exkursionen in die Geschichte, Theatervorführungen, Musikkonzerte und kreative Schaffensphasen aller Beteiligten…

In vorfreudiger Erwartung vor der Jerusalemkirche in Berlin (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
In vorfreudiger Erwartung vor der Jerusalemkirche in Berlin (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Vom 8. bis 12. Mai 2015 diskutierten rund 300 junge Israelis und Deutsche in Berlin die in Jugendaustausch und Freiwilligendiensten gemachten Erfahrungen, aktuellen Einsichten und zukünftigen Perspektiven der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Die große Anzahl junger Menschen hatte bereits zuvor an Jugendaustauschprojekten oder Freiwilligendiensten im jeweils anderen Land teilgenommen. Gruppen aus Theater und Musik haben dabei das Programm ebenso mitgestaltet wie Aktive aus den Jugendbewegungen und der kommunalen Jugendaustauscharbeit aus Deutschland und Israel. 

Der erste Teil des Jugendkongresses fand zeitgenau zum zentralen historischen Termin des einstigen Abkommens am 12. Mai 1965 statt und machte deutlich, welchen Stellenwert das weite Feld der deutsch-israelischen Jugendaustauschprogramme und Freiwilligendienste für die vielfältigen Verbindungen zwischen beiden Ländern hat – und wie sehr es in all den Jahrzehnten gerade auch die jungen Menschen waren, die aktiv zur Annäherung von Deutschen und Israelis beigetragen haben.

Besuch der Bundesjugendministerin mit den Staatspräsidenten beider Länder

Kongressteilnehmende zur Eröffnung in der Jerusalemkirche (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
Kongressteilnehmende zur Eröffnung in der Jerusalemkirche (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Zum Abschluss des deutsch-israelischen Jugendkongresses in Berlin war am 11. Mai auch die zuständige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, gekommen, um sich einen Eindruck von den erarbeiteten Inhalten und Erfahrungen der Jugendlichen zu machen. Um den Stimmen der jungen Menschen weitere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, hatte die Bundesministerin Bundespräsident Joachim Gauck sowie den israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin eingeladen, mit ihr gemeinsam den Jugendkongress zu besuchen. Alle drei Politiker*innen wurden von den Jugendlichen begeistert empfangen.

Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel

Teilnehmerin während eines Workshops (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
Teilnehmerin während eines Workshops (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Zwanzig Teilnehmende des deutsch-israelischen Jugendkongresses waren am 12. Mai 2015 von Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Kanzleramt eingeladen, um mit ihr und dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin Inhalte und Ergebnisse des Jugendkongresses zu diskutieren. Die Deutschen und Israelis hatten alle bereits zuvor an deutsch-israelischen Jugendaustauschprogrammen teilgenommen oder einen Freiwilligendienst im jeweils anderen Land geleistet und daher eine Menge zu berichten. Nachdem vier junge Menschen ihre Eindrücke vom Jugendkongress mitgeteilt hatten und dabei auf die inhaltlichen Schwerpunkte des Jugendkongresses – „Gesellschaft gestalten“, „Unterschiedliche Lebenswelten verstehen“ und „Mit der Geschichte leben“ – eingegangen waren, kam ein lebhaftes Gespräch in Gang.

Jonas M. Hahn in einer Paneldiskussion mit Hermann Sieben (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
Jonas M. Hahn in einer Paneldiskussion mit Hermann Sieben (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Die Bundeskanzlerin selbst moderierte die verschiedenen Beiträge, in denen die Jugendlichen deutlich machten, dass es heute vor allem darum gehe, die Vielfalt der Menschen und Kulturen in beiden Ländern zu sehen und kennenzulernen. Sie berichteten, wie sehr ihre eigenen Erfahrungen sie diese vielgestaltige Sicht des jeweils anderen Landes gelehrt hätten und wie sie selbst auf vielen Wegen dazu beitrügen, vereinfachenden Bildern und Stereotypen voneinander entgegenzuwirken – sei es im Rahmen von kulturellen Austauschprojekten wie dem auf dem Jugendkongress vertretenen Projekt „Translating Tracks into Life“, in Austauschprojekten der Jugendverbände oder im Rahmen von Freiwilligendiensten in zivilgesellschaftlichen Projekten im jeweils anderen Land.

Sehr genau gingen Bundeskanzlerin Merkel und Staatspräsident Rivlin auf die Anmerkungen und Einsichten der jungen Menschen ein. Auf die Bitte der Teilnehmenden hin, auch zukünftig dafür zu sorgen, dass Jugendaustausch und Freiwilligendienste mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattet sein sollten, um gerade diese Prozesse von Kennenlernen und Zusammenwirken weiterzuführen, gaben beide Politiker*innen hierfür ihr Versprechen.

Abschlussveranstaltung mit Gästen aus Politik, Gesellschaft und Deutsch-Israelischen Beziehungen

Proben im Kreativworkshop „Dancing Similarities“ (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
Proben im Kreativworkshop „Dancing Similarities“ (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

„We demand from ourselves as young people to stand up for our shared future.“ Dies war eine der zentralen Botschaften, die die jungen Teilnehmenden bei der Abschlussveranstaltung des fünftägigen Kongresses einem großen Publikum mitteilten. Doch nicht nur sich selbst nahmen die jungen Menschen in die Pflicht, auch an die Politik richteten sie dringliche Forderungen: „We demand proper funding for: diversity in content – diversity in participants – diversity in education methods – and diversity in ressources.“ Die Notwendigkeit der Wahrnehmung und Einbeziehung von Vielfalt und Unterschiedlichkeit in Austauschprojekte und gesellschaftliches Miteinander in beiden Ländern war eines der zentralen Themen des deutsch-israelischen Diskurses, der auf dem Kongress geführt und am Ende vorgestellt wurde.

Teil II: Israel Workshops, Paneldiskussionen, Gedenken an die Opfer der Shoah, Exkursionen in der Gegenwart, kreative Planungen für die Zukunft der Austauschprojekte und gemeinsames Trommeln zum Abschluss…

Rückblick auf den ersten Kongressteil bei einem Workshop in Neve Ilan (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
Rückblick auf den ersten Kongressteil bei einem Workshop in Neve Ilan (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Sechs Monate nach dem deutsch-israelischen Jugendkongress in Berlin trafen sich die Teilnehmer*innen vom 16. bis 20. November 2015 in Israel erneut, um an den ersten Teil anzuknüpfen.

Die Freude über das Wiedersehen war groß! Die Diskussionen um Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen der deutsch-israelischen Beziehungen und Begegnungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wurden mit viel Engagement fortgesetzt. Dieselben Organisationen und Teilnehmer*innen wie auf dem ersten Teil des Jugendkongresses in Berlin waren zu diesem Arbeitsprozess eingeladen.

Leben mit der Geschichte in einer vielfältigen Gesellschaft

In der Halle der Namen in Yad Vashem (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
In der Halle der Namen in Yad Vashem (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Bei Stadtführungen in Tel Aviv und Jerusalem behandelten die jungen Erwachsenen erneut das Thema „Unterschiedliche Lebensrealitäten verstehen“ – diesmal jedoch aus einem völlig neuen Blickwinkel, der die historischen und geopolitischen Besonderheiten der multikulturellen israelischen Gesellschaft berücksichtigte. Die Herausforderungen vom „Leben mit der Geschichte“ wurden intensiv während eines Studientages in der Gedenkstätte Yad VaShem thematisiert, wobei sowohl Gespräche mit Überlebenden der Schoah als auch eine gemeinsam vorbereitete Gedenkzeremonie stattfanden. Vertiefung fand dieses Thema tags darauf in einem hochkarätig besetzten Panel, auf dem über Methoden, Grenzen und neue Ansätze in der ‚Holocaust-Education‘ diskutiert wurde.

Treffen mit Mitgliedern der Knesset

Teilnehmerin des Jugendkongresses mit der honorierten Schoah-Überlebenden Hannah Pick-Goslar (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)
Teilnehmerin des Jugendkongresses mit der honorierten Schoah-Überlebenden Hannah Pick-Goslar (Foto: 2015 © Ruthe Zuntz)

Einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft schlagend wurde schließlich über Wege nachgedacht, um „Gesellschaft zu formen und zu gestalten“, hierzu fand eine Diskussion mit Hilik Bar, Mitglied des israelischen Parlaments, statt. Die Gelegenheit, auch über innenpolitische israelische Themen zu sprechen und Fragen zur Förderung der Jugend im Land zu stellen, wurde rege in Anspruch genommen. In den täglich stattfindenden Encounter-Gruppen fand eine Vertiefung der Themen durch den persönlichen Gedankenaustausch mit stets derselben Gruppe von deutschen und israelischen Teilnehmenden statt – ein Safe-Space, um Fragen, Unsicherheiten und Bewegendes miteinander zu teilen und zu diskutieren. In diesen Gruppen entstanden vielfältige Ideen für Begegenungs- und Austauschprojekte junger Deutscher und Israelis in der Zukunft, richtungsweisende Projektideen, die noch weit über das Jubiläumsjahr 2015 hinauswirken werden!

Jubiläumsblog

Für einen tieferen Einblick und mehr Hintergrundgeschichten über den Kongress werfen Sie einen Blick in die Programme von Teil I und Teil II.

The German-Israeli Youth Congress 2015 A Retrospective (2016)

Die komplett in englischer Sprache erschienene Dokumentation The German-Israeli Youth Congress 2015. A Retrospective bietet einen umfassenden Rückblick auf die Vielfalt von Themen und Ereignissen des Kongresses. Sie versammelt auf unterhaltsame Weise und reichhaltig illustriert verschiedene Stimmen sowie Ergebnisse von Workshops, Vorträgen, Exkursionen und Diskussionen der teilnehmenden Jugendlichen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und Fachkräfte der Jugendarbeit.

Eine Printausgabe der Dokumentation kann kostenlos bei ConAct bestellt werden. Der Versand ist nur innerhalb Deutschlands möglich.

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